Es ist fünf nach zwölf: Zeit zu handeln!

12. Mai 2023

Pflege braucht immer noch Aufwind und wird daher laut. Nachdem sich die Arbeitsbedingungen auch im zurückliegenden Jahr vielerorts nicht merklich verbessert haben, stehen Mitarbeitende der HDV gemeinnützigen GmbH heute in Südhessen und Worms um fünf nach zwölf vor ihren Einrichtungen oder auf öffentlichen Plätzen und mahnen endlich spürbar bessere Rahmenbedingungen an.

„Es ist höchste Zeit, dass wir handeln und das Ruder jetzt noch rumreißen“, erklärt Bernhard Pammer, Geschäftsführer HDV gemeinnützige GmbH. Denn der Fachkraftmangel nimmt eklatant zu. „Zu lange wurde applaudiert und geredet. Uns läuft die Zeit davon, der Beruf muss endlich attraktiver werden und die Politik muss ihren vollmundigen Worten Taten folgen lassen“, führt Einrichtungsleiter Manuel Unger aus dem AGAPLESION HEIMATHAUS anlässlich des heutigen Tages der Pflegenden weiter aus.

„Die konkreten Vorschläge für eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung liegen vor und werden von einer großen Mehrheit der Verbände und auch pflegepolitischen Vertretern befürwortet.“, so Wilfried Wesemann, Vorsitzendes des DEVAP weiter. „Auch der DEVAP hat mit dem „Strategiepapier Altenarbeit und Pflege 2021 bis 2025“ hierzu seinen Beitrag geleistet. Wir fordern gemeinsam mit vielen anderen Akteuren einen Pflegegipfel und auch eine Enquete-Kommission für die Pflege, damit wir diese gemeinsam grundlegend reformieren und einen Masterplan entwickeln können. Die klugen Ideen sind da, um die Katastrophe abzuwenden und endlich gesamtgesellschaftlich die Langzeitpflege zu entlasten.“

Das demographische Pulverfass, das Maria Loheide, Vorständin für Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, bereits im vergangenen Jahr angemahnt hatte, paart sich mit knapp 500.000 Pflegekräften, die in den kommenden zehn Jahren in ihren Ruhestand gehen. Es gibt immer mehr pflege- und hilfebedürftige Menschen und immer weniger Pflegende. „Das ist eine explosive Mischung, die die Pflegebedürftigen am Ende ausbaden müssen. Wir müssen es schaffen, wieder mehr Pflegende in den Beruf zurückzuholen und noch mehr Auszubildende für den Pflegeberuf zu gewinnen. Das geht nur, wenn Pflegekräfte eine nennenswerte Anerkennung ihrer Leistung erhalten. Eine bessere Personalausstattung und eine faire Bezahlung gehören genauso dazu, wie verlässliche freie Zeiten sowie freie Wochenenden“, führt Unger weiter aus. Denn Pflege konkurriere mit zahlreichen Ausbildungsberufen, die besser bezahlt seien und eben genau diese verlässlichen und familienfreundlichen Arbeitszeiten haben.

Das von Wissenschaftlern um Professor Rothgang entwickelte Personalbemessungsinstrument für die Altenpflege wurde 2020 ins Pflegeversicherungsgesetz aufgenommen. Es verspricht zum 1. Juli dieses Jahres mit § 113c SGB XI eine neue, bessere Pflegewelt mit mehr Kolleg:innen. „Das sollen laut Rothgang-Gutachten vor allem Assistenzkräfte in einem neuen Personalmix sein“, erklärt Unger. Dennoch bleibe die Frage: Woher nehmen und nicht stehlen? Denn der Personalmangel in der Pflege ist längst schon Realität und macht auch vor den Assistenzkräften nicht Halt.

„Wir brauchen ein radikales Umdenken der Politik“, ist sich auch Loheide sicher. „Eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung steht noch genauso aus wie die Heilkundeübertragung oder die Verankerung der Selbstverwaltung der Profession im Allgemeinen Heilberufegesetz auf Bundesebene“, mahnt die Diakonie-Vorständin die einstigen Versprechen aus dem Koalitionsvertrag an.

Zeit zu handeln

Es ist #5nach12: Zeit zu handeln!